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Hier beschreibe ich, wie ich ohne die geringste Ahnung von der Restauration eines Autos und trotz Ermangelung jeglicher handwerklicher Fertigkeiten versuche, meinen Toyota Landcruiser BJ42 komplett in seine Einzelteile zu zerlegen, und dann vollständig restauriert neu aufzubauen. Angefangen hat alles in einer Garage von 35 Quadratmetern ohne Strom und ohne alles. Du bist herzlich eingeladen, dabei und gespannt zu sein ob das Experiment gelingt. Eine neue Folge gibt's jeden zweiten Montag.

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15. September 2008

Tag 166: Bremsanlage Hinterachse

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Hallo Ihr lieben ungeduldig Geduldigen!

Heute ist der Tag gekommen, an dem wir endlich mal alle Resultate sehen wollen. Und zwar nicht aus der Einzelteil, sondern aus der Baugruppenperspektive.

Und wie bereits vorige Woche angedroht wollen wir uns heute der Baugruppe "Hinterachse" zuwenden.

Da liegt sie:




Gesandstrahlt, dreischichtig lackiert.
Innen komplett gereinigt und entfettet.
Mit eingestelltem Differenzialspiel und korrektem Tragbild.
Neue Radlager auf beiden Seiten.



Was soll da jetzt noch kommen???




Der Rest.

Kleinkram würde man sagen, wenn man sich den "Rest" auf dem Photo anschaut. Insgesamt rund hundert Einzelteile (die Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben mitgezählt), alle von Grund auf restauriert (gesandstrahlt, lackiert oder geschwärzt) oder, wo nötig, durch Neuteile ersetzt, warten auf ihren Einbau.

Und der ist heute!!!




Und um den Spannungsbogen nach monatelangem Hinhalten und immer neuen Nebenbaustellen und Verfeinerungen nicht noch über das unermessliche hinaus zu steigern, fangen wir jetzt einfach ohne große Umschweife an.

Wir beginnen mit den Achsenden. Dort wo wir neulich die Radlager eingesetzt hatten, werden nun noch neue Simmeringe benötigt.




Ein Griff auf den Teiletisch...




Gummihammer und Einsatzhilfe her...




...und rein mit dem Ding.

Sitzt. Passt. Wackelt nicht und hat keine Luft. ;-)




Naja. Ganz so reibungslos lief's auch nicht. Beim ersten Versuch hatte ich die Einschlaghilfe nicht zur Hand und hab mir mit meinen ungelenken "Workaround"-Versuchen. Gleich einen Simmering versaut.

In weiser Voraussicht hatte ich zum Glück genau einen mehr bestellt. ;-)




Jetzt sitzen beide Simmeringe und ich schmiere die Lager schön mit Achsöl ein.




Das gleiche Öl werde ich später auch für die Befüllung der Achsen verwenden.




Der erste Schritt wäre also schon mal gemacht.




Wir machen gleich weiter und greifen uns die geschwärzten Schrauben zur Fixierung der Ankerplatten.



Die Schraubenköpfe reibe ich mit einem mit Korrosionsschutzöl befeuchteten Lappen ab. Die Gewinde bepinsel ich mit der sagenumwobenen und hier immer wieder angesprochenen Zinkpaste.




Da ich die Gewinde und die Muttern damals schön nachgeschnitten hatte, flutscht das ganze richtig schön und ratzefatze ist die erste Ankerplatte montiert.






Hier wird jetzt auch schön deutlich, warum ich die Schrauben unbedingt schwarz haben wollte.

Hätte doch extrem doof ausgesehen, wenn einem hier jetzt fette goldene oder silberne Schraubenköpfe ins Auge stechen würden. Oder?!




Nach Ankerplatte Nummer Eins...




folgt auch gleich die Nummer Zwei.




Jetzt geht der Spaß erst richtig los.




Die neuen Bremszylinder werden an die Ankerplatte montiert.




So:




Hier nochmal als Rückansicht.




Da wir hier schließlich ungezügeltem Perfektionismus frönen (oder es unserer piekefein restaurierten Ankerplatte.




Also werden die Löcher gleich mit entsprechenden Stopfen verstopft,



die vorher noch schnell ne kleine Konservierungsdusche erhalten.




Und rein damit.




Die sitzen. So wird Staub aus der Außenwelt gleich von vorneherein vom Innenleben der Hinterachsenbremsanlage verbannt.




Weiter geht's.

Zusammengebaut ergeben diese Teile den Abstandsregler für die beiden Bremsbacken. Mit ihnen kann man den Abstand der Bremsbacken zueinander vergrößern, bzw. verkleinern. Letzteres braucht man eigentlich nur zum Ausbau, bzw. zum Feinjustieren. Ersteres dient, soweit ich mir das zusammenreime, dazu, abgeriebene Bremsbacken neu auszurichten, sodass sie wieder ordentliche Bremswirkung entfalten können.




Die Gewinde und die Enden der Einzelteile werden mit "Non Melt Grease" eingerieben. Dahinter verbirgt sich ein Fett, das bestimmten Temperaturen standhalten kann. Habe auf dem Datenblatt von dem "Tech Grease" im Internet nachgeschaut, um fest zu stellen, dass es sich hier um genau so ein "Non Melt Grease" handelt. Perfekt also.




Also drauf mit dem Zeug.




Und so sehen die Dinger aus.

Irgendjemand von Euch (sorry, wenn ich mir nicht merken konnte, wer das denn jetzt genau war!) hatte damals gesagt, dass ich mit den Teilen aufpassen müsste, da die rechts und links unterschiedlich seien.

Sind sie tatsächlich. Und zwar dahingehend, dass das eine ein Rechts- und das andere ein Linksgewinde hat. Ich gehe davon aus, dass man das deshalb so gemacht hat, dass man bei beiden das Justierzahnrädchen in die gleiche Richtung (nach unten oder nach oben) dreht, um die Bremsbacken zu entspannen, bzw. auseinanderzudrücken.

Auf einem der beiden Schäfte (links) ist ein kleiner Strich eingestanzt. Dachte erst, dass der ein kleines "L" darstellt. So wie ich das Handbuch aber verstanden habe, gehört der mit dem "L" nach rechts und nicht umgekehrt. Egal. Hauptsache ist ja immer noch, dass beide in die gleiche Richtung drehen. Muss mal im Handbuch nachschauen, ob man etwas darüber findet, in welche Richtung Lösen und in welche Spannen ist.




Jetzt aber erstmal weiter mit der Montage.

Hier die Einzelteile der Bremsbackenzuganlage.




Schritt 1:




Schritt 2:




Schritt 3:




Schritt 4:





So sitzen erstmal die beiden Spann- und Entspannhaken für die Handbremse.

Schnell noch ne Feder dran, die die Haken nach Lösen der Handbremse wieder zurückzieht. Dafür müssen wir das Teil umdrehen.




Wunderbar.




Nur leider hätten wir den Schaft vom vorhin zusammengedrehten Distanzmechanismus einbauen müssen, bevor wir die Feder dranhängen.




Also schnell nochmal auseinander und rein mit dem Ding.




Dann können wir ja auch gleich mit dem Einbau der Backen beginnen.



Vorher muss aber noch ein bisschen geschmiert werden.

Hier wurde mir von Euch empfohlen, auch die Kupferpaste zu nehmen.




Ich gehe allerdings auf Nummer Sicher und nehme das, was im Handbuch steht:




Non Melt Grease Type. Das gleiche also wie eben.




Das mit den Federn zur flexiblen Fixierung der Backen ist ein ganz schönes Gefummel und ich bin heilfroh, dass mein Arbeitskollege und Kumpel Tom heute bei mir in der Werkstatt an seiner Suzuki Katana bastelt. Ohne ihn wäre ich wohl mit den Dingern wahnsinnig geworden.




Dank der helfenden Hände von Tom klappt's dann aber doch recht flüssig.




Na aber!

Das sieht doch wohl schon mal schnieke aus, oder????




Unten werden die Backen von einer kleinen Feder gehalten.




Die Ösen sind dermaßen schmal, dass ich die Federenden ein kleines Stück kürzen muss. Mann, ist das ein hartes Material!




Jetzt lässt sich die Feder ohne weiteres einhängen.



Optimoal!




Für die größere Feder habe ich mir ein Hilfswerkzeug beim Korrosionsschutz-Depot bestellt. Man hakt diesen "Schraubenzieher" in den Federdraht ein, und schraubt dann das gewindete Ende des "Schraubers" so nach vorne, dass man den Federndraht richtig feste einklemmt.




An für sich keine schlechte Idee, wenn denn der Schlitz im Schrauberende breit genug für diese Federn wäre.




So langsam merke ich, wie gut ich mittlerweile ausgestattet bin. Dank meiner regelmäßigen Besuche im Werkzeugladen um die Ecke habe ich mittlerweile auch solche vorsintflutlichen Dinge wie eine Handfeile.

Mit der ist der Draht binnen Sekunden in die gewünschte Breite gefeilt.




Von den zu Haken umgebogenen Federenden muss ich bei diesen Federn auch ein kleines Stück entfernen, um die überhaupt eingehakt zu bekommen.




Mit dem Saitenschneider komme ich nicht weit und greife daher ohne große Umschweife zur Flex.




Und so klappt's dann auch.



Die Feder sitzt.

So kann sich das Ganze doch wirklich schon mal sehen lassen, oder???

Ich bin begeistert.




Dann können wir ja auch gleich in diesem Tempo weitermachen.

Als nächstes kommen die Handbremszughaken.




Dazu müssen wir aber schnell eine kleine Nebenbaustelle abarbeiten.

Die Haken werden mit kleinen Bolzen in ihrer Führung fixiert. Die Bolzen hatte ich nicht nachbestellt, sondern damals zum Weggeben zum Galvanisierer gesandstrahlt. Nachdem ich sie damals aus Kostengründen dann doch nicht galvanisiert hatte, haben beide Bolzen mittlerweile ordentlich Flugrost angesetzt.

Also habe ich die Bolzen neu gestrahlt und heute Vormittag in meine eigene Galvanisierungsfabrik eingeliefert.




Vorher hatte ich sie noch ordentlich an meiner neuen Poliermaschine glatt poliert. Die Maschine ist eine Leihgabe meines Vermieters und ich erinnere mich erneut schlechten Gewissens daran, dass ich ja noch ne Serie bei ihm verfügbarer Maschinen hier publizieren wollte. Mal schaun, wann ich dazu komme.




Bevor man mit den Polierrädern (zusammengenähte kreisrunde Lappen) poliert, muss man sie erstmal ein paar hundert Umdrehungen über Polierwachs laufen lassen. Das Wachs schützt die Polierwuschel und sorgt natürlich auch für eine polierte Oberfläche. Für unterschiedliches Finish und unterschiedliche Materialien gibt es unterschiedliche Wachse. Ich habe jetzt hier eine braune Grundpolitur verwendet.




Wie gesagt, schön den Wuschel mit der Paste "einreiben".




Nachdem ich die Bolzen poliert, in Wasser gereinigt und mit so einem weißen Vorbereitungspulver behandelt habe, kommen sie ins Galvanisierungsbad.




Da man in der näheren Umgebung der Galvanisierungsaktion nicht rauchen, trinken oder essen darf, habe ich den Eimer mit der Stromanlage hinten in die Lackierkabine verfrachtet und die Lüftung angeschaltet.

Tür zu. Bier auf. Kippe an. Weiter geht's.



Nach rund vier Stunden entferne ich die Bolzen aus dem Bad, spüle sie kurz mit Wasser ab und passiviere sie für 30 Sekunden in der Gelbchromatierungslösung.

Anschließend stelle ich sie zum trocknen vor den Heizlüfter.

Mit Kanonen auf Spatzen sozusagen.




Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Zwei astrein verzinkte und gelb passivierte Haltebolzen. Die gammeln so schnell nicht mehr weg.

Super! Und so haben wir zumindest mal für Kleinkram die Verzinkungsanlage schon mal erfolgreich getestet.




Schreiten wir also gleich zum Verbau.

Dies sind die Zughaken, die über den Handbremszug in Bewegung gesetzt werden und dann eine Bremsbacke an die Bremstrommel ziehen.




Von den zugehörigen Abstandsschrauben hatte ich nur noch eine, die ich letzte Woche mit geschwärzt hatte. Die andere und die zugehörigen Muttern finde ich nicht mehr.

Aber egal. Hier setze ich auf Edelstahlschrauben...




...die ich einfach meinem Edelstahlschraubenfundus entnehme. Ihr erinnert Euch an den Schraubenkoffer?




So langsam artet das ganze hier ja in eine richtige Materialschlacht aus. Die Schrauben lassen sich nicht so ohne weiteres in die für sie bestimmten Gewinde schrauben, da ich diese beim Lackieren nicht abgeklebt hatte.

Aber das macht ja nix. Wozu gibt's Gewindeschneider. Schublade auf, Gewindeschneiderset raus.




Und auch hier gibt's tatsächlich noch ne Verbesserung. Bei einer der letzten Bestellungen im Korrosionsschutzdepot hatte ich mir noch so eine Gewindeschneiderratsche bestellt.

Damit macht's erst so richtig Spaß. Ritsche Ratsche sind die Gewinde nachgeschnitten.




Natürlich mit Schneideöl. Da habe ich immer noch die Dose, die mir Chris (?) damals in der alten Wellblechgarage noch geschickt hatte. Bist Du eigentlich noch dabei, Chris???




Der Haken wird in die Führung geschoben. Der Bolzen liegt schon bereit...




...wird eingeschoben...




...und mit nem U-Ring fixiert.




Jetzt wird noch die mit Kunststoffreiniger neulich gereinigte und heute mit Gummipflege konservierte Manschette drübergeschoben und fertig.




Das Ding wird von hinten auf die Ankerplatte gesetzt und von vorne verschraubt.







So:




Hier sieht man rechts den Haken. Sorry, habe die Seite gewechselt. Nicht verwirren lassen!



Jetzt müssen noch die Zugführung und der Bremszug montiert werden.




Das geht recht flux über die Bühne. Erstmal diese kleine zahnrädrige Führung.




Und dann der Bremszug.




Fertich!




Es könnte alles so schön sein. Doch leider taugt komischerweise die eine Feder, die die Bremsbacken nach Lösen der Handbremse wieder in ihre Ausgangsposition zurückführt, nix. Die ist quasi von vorneherein ausgeleiert. Das hat man wieder davon, wenn man vermeintlich billiger kauft.

Um heute weiter voran zu kommen muss ich auf meinen Fundus aus der Schrottkiste zurückgreifen.




Ich reinige die alte Fehler mit Rostlöser und poliere sie einigermaßen auf.




Blöd ist nur, dass ich, um die Feder einzusetzen, den ganzen Kladderadatsch wieder auseinanderbauen muss. Also nochmal die ganze Fummelei mit den ganzen Spannfedern, den Fixierfedern etc.






Beim Wiedereinsetzen schieße ich den Bock. Der Distanzregler verrutscht während der Installation und sorgt dafür, dass sich die Feder über den Regler verschiebt und sich dort voll auf Spannung verhakt.

Mir bleibt nix anderes übrig, als die Flex rüberzuholen.

Brrrrrrrrr. Ploing! Da geht die Feder auf reisen durch die Werkstatt.




Der nächste Griff in die Schrottkiste. Gut, dass ich das ganze Zeug aufgehoben hatte. ;-)




Nach ner weiteren halben Stunde Gefummel sitzt das ganze wieder. Diesmal flutscht alles prima.




Am Handbremszug müssen noch schnell ein paar Federn installiert werden.






Musste mir hier erstmal ordentlich zusammenreimen, wie die überhaupt sitzen. Hatte dazu weder ein altes Photo, noch eine Beschreibung im Handbuch.

Schließlich hab ich's mir dann aber doch zusammengefummelt.




Hier die andere Seite:




Das ist doch schon mal was, oder???




Ist ja mal ein ganz neuer Anblick. Und ein extrem cooles Gefühl.

So langsam habe ich den Eindruck, dass es voran geht...




Samstag, zwei Uhr morgens schleppe ich mich aus der Werkstatt nach Hause. Gleich, um Sieben beginnt das Wochenende mit: "Papa aufstehn. Lego spieln! Silas hatte ausdeschlawn! Papa mitkomm". Und wenn einen diese kleinen Händchen dann aus dem Bett zerren sind fünf Stunden Schlaf dank der Erfindung "Kaffee" dann letztendlich doch genug.

Nächste Woche geht's genau da weiter wo wir heute aufgehört haben!

Euch allen eine erfolgreiche Woche!


Tsuppari.

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