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Hier beschreibe ich, wie ich ohne die geringste Ahnung von der Restauration eines Autos und trotz Ermangelung jeglicher handwerklicher Fertigkeiten versuche, meinen Toyota Landcruiser BJ42 komplett in seine Einzelteile zu zerlegen, und dann vollständig restauriert neu aufzubauen. Angefangen hat alles in einer Garage von 35 Quadratmetern ohne Strom und ohne alles. Du bist herzlich eingeladen, dabei und gespannt zu sein ob das Experiment gelingt. Eine neue Folge gibt's jeden zweiten Montag.

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7. April 2008

Tag 144: Achsmontage 1

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Nach der Sortieraktion von letzter Woche liegen hier die ganzen Kleinteile für die Hinterachse wie auf dem Präsentierteller und ich weiss nicht, ob sie mich an- oder auslachen.




Denn bis ich die tatsächlich mal verbauen kann, muss schließlich der Rest der Achse erstmal fertig sein.

Und hier warten jetzt auch die nächsten wesentlichen Arbeitsschritte auf uns.

Erstmal wird der Achskörper mal ordentlich mit Druckluft durchgepustet, um eventuell eingedrungenen Strahlstaub los zu werden.




Schon vor der Durchpusteaktion kann ich jedoch kaum ein Körnchen irgendwelcher Fremdkörper im Achskörper entdecken.

Dennoch möchte ich auf Nummer sicher gehen und gleich auch die Radlager tauschen. Denn da könnte sich ein bisschen was an Staub oder Korundpartikeln drin abgesetzt haben.

Um hier an die Radlager zu kommen, muss erstmal der Simmering entfernt werden. Das erledige ich mittlerweile fast routiniert mit dem Montagehebel. Und der Simmering fliegt mit einem PLOPP! durch die ganze Garage.

Wieso ich auf einmal drei Arme und Hände habe?

Das sind gar nicht alles meine Hände. Nur die eine in der Mitte, die den beiden anderen versucht, den Montagehebel zu entreißen.





Die anderen beiden gehören "Jonas", den der eine oder andere hier vielleicht noch vom Inspirationswochenende an Tag 53 "kennt", und der jetzt mal von der ländlichen Idylle in Bayern zu einem Gegenbesuch in die Hauptstadt gekommen ist.



Meine Freundin und unser Sohn sind bei den Quasi-Schwiegereltern, sodass wir einen ganzen Tag zur Verfügung haben, um ohne Zeitdruck zu fachsimpeln, dummes Zeug zu reden, Bierchen zu trinken und vielleicht auch ein bisschen was geschafft zu kriegen. Doch anstatt zu arbeiten löchert mich Jonas mit nem Haufen Fragen rund um das Experiment und will vieles einfach ganz genau wissen. Anstrengend. So viel reden bin ich hier in der Werkstatt nicht gewohnt.

Seit Ende letzten Jahres arbeitet Jonas bei einer kleinen Geländewagenzeitung als Redakteur. Er hatte schon länger mal gesagt, dass er gerne einen kleinen Bericht über das Experiment für seine Leser schreiben würde. Seit er jetzt den Artikel in der 4 Wheel Fun gelesen hat wurmt es ihn sichtlich, dass dort seiner Meinung nach gar nicht die eigentliche "Originalität und Einzigartigkeit" dieses Projektes deutlich wird, da der Artikel nur ein bisschen an der Oberfläche kratzt. So möchte er jetzt quasi eine Art "Fortsetzung" schreiben, die dann ein paar weitere Facetten des Ganzen Themas durchleuchtet.

Jetzt wollen wir aber erstmal sehen, ob der Kerl auch arbeiten kann… ;-) Weil normalerweise sagt man ja im Volksmund: "Wer schreiben kann, kann auch arbeiten"… Oder war das was anderes?

Hier haben wir jetzt erstmal den Moment kurz vor Abflug des Siris:




Hier ist der Simmering draußen und wir sehen das Radlager.

Das soll jetzt raus. Nur blöd, dass man das hier nicht einfach, wie bei der Vorderachse, mal eben so schnell rausnehmen kann.

Es sitzt total fest. Keine Chance ohne Abzieher oder sonstiges Spezialwerkzeug.

Was nun? Mit Bremsenreiniger und Druckluft puste ich noch ein paar Mal das Lager durch und anschließend ist kein Staubkorn und garnix im Lager fühlbar.

Ich bin unsicher. Muss ich das Lager tatsächlich tauschen? Laut Jonas läuft es recht rund. Kein Knirschen, kein Scheuern, keine deutlichen Abriebspuren.

Ich denke, da müssen wir nachher im Plenum nochmal drüber reden…




Am Achsende sind noch ein paar Schleifarbeiten fällig, die ich mit dem Druckluftschleifer und einem Fächerscheibenaufsatz schnell durchführe. Um nicht so kurz vor knapp noch Staub in die Achse zu bekommen basteln wir eine kleine Staubmanschette in Form eines Stücks Stoff, den wir mit dem alten Simmering in der Achsöffnung festklemmen.




So ist das ganze auch für die (irgendwann) kommende Lackiersession abgedichtet.




Als nächstes soll jetzt endlich der in Zusammenarbeit mit Jüla und Marcus neulich montierte (und eingestellte) Achsantrieb in die Achse eingebaut werden.




Hier kommen dann auch endlich mal die Dichtungen…




…und der Dichtungskleber ins Spiel.




Damit die Dichtungsflächen auch wirklich plan und Dichtungsrestefrei sind, habe ich mir bei meinem neuen Stamm-Werkzeughändler einen amtlichen Dichtungsschaber besorgt.

Der Unterschied zwischen dem vormals benutzten Beitel und dem neuen Dichtungsschaber ist wie zwischen Tag und Nacht. Der schabt richtig was weg. Weiss nicht, ob das Ding einen anderen Stahl hat, irgendwie anders aufgebaut ist oder man aufgrund der Konstruktionsweise mehr Druck ausüben kann. Das Ding schabt echt wie Sau.




Bevor ich die Dichtung auf die Dichtfläche auflege, ziehe ich wie empfohlen eine Linie von dem Klebezeug einmal rundrum. Dann kommt die Dichtung drauf.




Oben auf die Dichtung kommt dann auch nochmal ne schmale Linie Dichtungskleber.

Ich hoffe, das war so richtig,




denn zwei Minuten später ist das Diff drauf und verschraubt.




Ja, das fertig eingestellte Diff sitzt in der Achse. Wir haben, so unspektakulär das jetzt hier scheinen mag, tatsächlich gerade die erste Komponente am Cruiser wieder zusammengebaut.




Aber feiern wollen wir erst, wenn die erste Achse wirklich fertig ist.

Und dahin ist der Weg immer noch lang.

So sieht jetzt erstmal das Diff von der anderen Seite aus.

Die Rückseite der Hinterachse ist, wie wir von der Demontage wissen, offen. Bevor ich den Deckel auch hier draufpacken kann, muss erst das ganze Geröddel im Diffkorb eingesetzt werden, das die Steckachsen im Diff fixiert.

Aber das mach ich erst, wenn ich kurz davor bin die Achsen wieder reinzuschieben. Und dafür müssen wir erstmal die Radlagerfrage klären, warten bis die bestellt Schutzblende ("Deflector") fertig lackiert ist, etc.

Will heißen: Nicht heute.




Aber was wir schnell machen, um es nicht zu vergessen, ist die Schrauben mit den erforderlichen Drehmomenten anzuziehen.




Und die finden wir im Handbuch.




Insbesondere bei den Brückenschrauben ist das richtige Drehmoment, denke ich, enorm wichtig.






Das sieht doch alles schon mal gar nicht so schlecht aus.




Als nächstes steht das Vorderachsdifferenzial auf der Agenda. Das muss auch noch montiert und dann eingestellt werden. Wie das geht dürfte ja mittlerweile bekannt und nachmachbar sein. Auch ohne JüLa.




Bevor wir damit loslegen besorgen wir aber erstmal vom Schrottplatz das längst überfällige Aluprofil, um Schutzbacken für den Schraubstock zu bauen.

Wenn man irgendwelche Stahlteile feste im Schraubstock einspannt, hinterlassen die Schraubstockbacken entsprechende Macken im eingespannten Werkstück. Um das zu verhindern nimmt man, und das habe ich natürlich (wie eigentlich so ziemlich alles hier) von Euch gelernt, gerne Aluminium als "Puffer". Alu ist weicher als Stahl und wirkt quasi wie eine Art Gummidämpfer. Man kann ordentlich zupacken, ohne dass das Werkstück beschädigt wird.

Jonas beginnt jetzt erstmal damit, die Backen aus dem großen Profil herauszuschneiden und bearbeitet sie so lange,




bis zwei wunderschöne, passende Profile mit liebevoll abgerundeten Ecken den Schraubstock zieren…




Und dann geht es los. (und ich muss jetzt gas geben, damit ich zur Arbeit komm)

Diffkorb einspannen, Kegelrad einsetzen. Alles auch für Jonas, der sonst viel an Landcruisern rumschraubt, Neuland.




Damit das Kegelrad auch richtig anliegt müssen wir mit dem Gummihammer und einem Holzstück vorsichtig nachhelfen.




Dann kommen die Brücken rein.



Und zwar so, dass die Punktmarkierungen…




auf ihren Gegenpart am Diffgehäuse zeigen.




Jonas wird mittlerweile am Teilewascher eingespannt.




Dort knüpft er sich das Tellerrad vor.




Sehr schön.




Das Einsetzen des Tellerrads




Und das Einbauen der Brücken ist ein bisschen fummelig,




aber es geht




gut voran.




Bis zu dem richtig Fummeligen Teil mit der Messuhr.




Nach viel Fummelei und Messerei haben wir das Gefühl, dass das mit dem Differenzialspiel alles seine Richtigkeit hat. Die Messuhr sagt jedenfalls, dass dem so ist.




Wenn jetzt das Tragbild auch noch stimmt ist alles prima.

Beim Betrachten der Tragbildfarbentube, der Konsistenz von dem blauen Zeug und vor allem beim Geruch fühle ich mich extrem an dieses Zeug erinnert, was es in Tuben gab und womit man rote klebrige Blasen machen konnte. Bei der Tube war ein kleiner Strohhalm dabei. Man hat vorne an den Strohalm einen Knubbel von dem roten Zeug aus der Tube gemacht, vorsichtig reingepustet und eine klebrige Kugel aufgeblasen. Völlig sinnlos zwar, aber ich kann mich dran erinnern, dass ich immer viel Spaß an der Sauerei hatte.

Und das Zeug hier sieht genau so aus und riecht vor allem genau so wie das Kugelblaszeug. Kennt das noch jemand von Euch. Weiss noch jemand wie das hieß???




Wir machen jetzt aber keine blauen Kugeln, sondern ein (hoffentlich) vernünftiges Tragbild, was uns die Korrektheit der vorangegangenen Arbeiten bestätigt.




Auf die Zahnflanken wird in beide Richtungen das blaue Zeug aufgetragen.

Vorwärts:




Und rückwärts:




Mit einem Holzklotz hebeln wir das (eingestellte) Differenzialspiel aus und machen erstmal das Tragbild in die eine Richtung.

Und das sieht super aus. Ähnlich wie bei der Hinterachse greifen die Zähne absolut mittig ineinander.




Das ganze nochmal rückwärts.

Und hier kommt die Ernüchterung.

Es passt natürlich nicht.

So ein Mist…




Jetzt gilt es Fehlersuche zu betreiben. Aber daraus wird nix ohne weitere Unterlagen und Informationen. Außerdem knurrt uns der Magen und wir machen uns auf den Weg nach Hause ins Landcruiser Experiment Kochstudio.
Wenigstens hat Jonas so mal die Mischung aus Schlendrian und Arbeitswut, Erfolg und Misserfolg und dem Vorankommen in kleinen Schritten im Experiment mal live erlebt. Mal schauen, was er zu berichten weiss…

Und ich berichte jetzt erstmal nicht weiter, sondern sehe zu, dass ich schleunigst ins Büro komme.

Bis nachher!

Tsu.

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Tag 144, Frage 1:

JüLa hat mir die Tage schon mal ein paar Seiten aus dem Lehrbuch zum Diff-Einstellen und Tragbild machen geschickt. Vielleicht finde ich da den Fehler, warum das Tragbild auf der einen Seite o.k. und auf der andere Seite nicht o.k. ist.

Weiß von Euch jemand spontan, woran das liegen könnte, und an welchen Parametern man drehen muss, damit's passt?


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Tag 144, Frage 2:

Wie kriegt man die Lager aus der Hinterachse und die neuen wieder rein? Brauche ich einen bestimmten Abzieher? Bekomme ich die neuen vernünftig wieder rein oder soll ich die Finger davon lassen?


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Tag 144, Frage 3:

Habe ganz vergessen die Schrauben am Diffkorb mit einem Tropfen Kupferpaste zu versehen, bevor ich die Muttern draufgepackt hab. Das hatte ich mir eigentlich für alle Schrauben vorgenommen. Soll ich das Eurer Meinung noch nachholen????


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