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Hier beschreibe ich, wie ich ohne die geringste Ahnung von der Restauration eines Autos und trotz Ermangelung jeglicher handwerklicher Fertigkeiten versuche, meinen Toyota Landcruiser BJ42 komplett in seine Einzelteile zu zerlegen, und dann vollständig restauriert neu aufzubauen. Angefangen hat alles in einer Garage von 35 Quadratmetern ohne Strom und ohne alles. Du bist herzlich eingeladen, dabei und gespannt zu sein ob das Experiment gelingt. Eine neue Folge gibt's jeden zweiten Montag.

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29. Januar 2007

Tag 90: Heimatlos

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Die Zeit ist abgelaufen. Noch diese Woche wird die Wirkungsstätte der vergangenen 15 Monate dem Erdboden gleich gemacht werden.

Ohne konkret zu wissen, wie es weiter geht, erreicht die Garagenevakuierung also gezwungenermaßen ihren Höhepunkt. Und ihr Ende.

Nach dem Motto: "Rette sich also wer kann! Frauen, Kinder und Kabelbaumwände zuerst." wurden am Wochenende die letzten Habseligkeiten zusammengerafft und in letzten verfügbaren freien Ecken verfrachtet.

Um, bis es eine neue Experiment-Behausung gibt, nicht ganz untätig zu sein (und mich womöglich noch zu langweilen), habe ich vor die nächsten Wochen bei uns im Keller am Kabelbaum weiter zu arbeiten (in der Wohnung hab ich nicht durchbekommen). Auch wenn da letzte Woche klasse Ideen zum Verstauen der Kabelbaumwand im (trotz Aufräumen) überfüllten Keller reingekommen sind, ist ein Arbeiten dort oder im Kellerflur nicht praktikabel, denn: Ich brauche Strom. Zumindest Licht. Kabelbaum Basteln beim Gasfunzellicht ist, glaube ich, nicht wirklich praktikabel. Und alle 5 Minuten die Treppe hoch, weil das Kellerlicht sich nach einiger Zeit automatisch abschaltet ist auch doof.

Über verschlungene Wege habe ich mir am Freitag den Schlüssel zu einem geräumigen Kellerraum besorgen können. Hatte dort, als ich hier hingezogen war, schon mal Umzugsgut zwischengelagert. Damals war der Raum noch unverschlossen. Jetzt hat einer der Nachbarn eine "Sondergenehmigung"; dort sein Faltkanu unterzustellen – und den Schlüssel. Dort im Raum hat's Strom und (laut meiner Erinnerung) auch genug Platz um neben das Kanu noch die Kabelbaumwand zu stellen und daran zu arbeiten.




Also wird heute erstmal die Kabelbaumwand umgesiedelt.

Rauf aufs Autodach,




Folie und Spanngurte drüber und ab zur Wohnung.




Im Keller angekommen erlebe ich leider eine etwas unangenehme Überraschung. Der Raum ist zwar noch genau so groß wie früher, aber das haben nicht nur der Kanumann und ich, sondern auch die Putzkolonne erkannt – und die Seite, die ich für den Kabelbaum vorgesehen hatte, mit Ihrem Putzzeug vollgestellt…

Oh Nein!!!! Das bedeutet nicht nur, dass nicht genug Platz für Kabelbaum und mich sind, sondern auch, dass die Kabelbaumwand a) die Putzsachen verdecken würde und b) auf jeden Fall bei der nächsten Putzaktion auffallen würde: " Nanu? Was ist denn das? Das gehört aber nicht hierher". Somit würde sofort klar werden, dass da mit dem anvertrauten Schlüssel Schindluder getrieben wurde. Polizei, Verhör, Anzeige, Gefängnis. Ihr kennt das Ja. Hat sich's also mit Kabelbaum im Kellerraum.




Aus also der Traum mit der Kellerbastelei.

Aber wohin jetzt mit dem Ding. Und wie vor allem die nächsten Wochen überbrücken? Frei machen? Euch hängen lassen? Mmh. Denk nach!

Vielleicht doch die Wand zum zusammenklappbar machen und in meinen Kellerverschlag reinquetschen?

Nachdenklich schlendere ich das Kellergewölbe. Dabei stelle ich fest, dass gar nicht alle Keller belegt und einige davon auch nicht verschlossen sind.

Um den Kabelbaum erstmal zu verstauen (ich hab heute schließlich noch genug zu tun), schleife ich die Wand durch die Kellerflure zu einem offenen Keller und lagere sie hier erstmal ein. Vielleicht kann ich hier demnächst daran arbeiten. Muss dann nur irgendwo Strom herbekommen. Die nächste Steckdose ist in dem Kanuraum, ca. 20 Meter entfernt. Naja, nachdem mir neulich meine kleine Spielzeug-Kabeltrommel abgeraucht ist, wolle ich mir da ohnehin mal was Ordentliches zulegen.

Mal schauen.




Jetzt gilt es aber erstmal, das Wochenende zu nutzen, um den letzten Rest vom Schützenfest aus den Garagen zu schaffen. Montag müssen sie "Besenrein" übergeben werden.

Auf dem Hof brennt bereits seit Tagen Peters Umzugsfeuer, in dem gerade mehrere Jahrzehnte Sammelwut verfeuert werden.

Irgendwie, wie in der Bronx, schäbige Schuppen, brennende Tonnen, Autowracks und jede Menge Gangster….




Kurz Aufwärmen und dann ran an die Arbeit.




Als erstes wird der letzte Kram zusammengerafft…






…und in meinen LKW umgeladen.




Rüber damit ins Lager.

Damit überhaupt noch was reinpasst muss ich allerdings wieder umräumen.




Also noch mal raus mit der Hälfte von dem ganzen Zeug…




…und wieder neu zusammengepuzzelt. Zum Glück hab ich die Regale. Da kann ich den ganzen Kleinkram einigermaßen vernünftig drin unterbringen.




So, und gleich anschließend wieder zurück in die Wellblechhütte. Jetzt ist das Fahrgestell an der Reihe. Bis zum Abstellplatz auf dem Speditionsparkplatz sind es gut 400 bis 500 Meter. Keine so große Entfernung mag man meinen. Doch tatsächlich gestaltet sich das Schieben eines Fahrgestells mit Motor und Getriebe mit einem Gesamtgewicht von ca. einer Tonne bei vereistem und verschneiten Untergrund und herausgenommenen Lenkstangen äußerst schwierig.

Erstens, weil die Reifen vorne ständig in beliebige Richtungen auseinanderdriften und zweitens, weil man beim Anschieben ständig wegrutscht.




Gemeinsam mit zwei Kumpels versuchen wir unser Glück.

Einer schiebt hinten, zwei kontrollieren die Reifenstellung und schieben übers Drehen der Reifen (gut, dass man ins Profil richtig reingreifen kann) die Karre Stück für Stück voran.

Nach gut 50 Metern haben wir keine Lust mehr. Vor allem im Hinblick auf die langgezogene Steigung, die vor uns liegt.




Also doch Abschleppen. Peter (Peter hat immer alles) leiht uns sein Abschleppseil und wir hängen das Fahrgestell an meinen "LKW". Die beiden Jungs kontrollieren die Reifenstellung und wir ziehen das ganze in weniger als Schritttempo Meter für Meter bis auf den Parkplatz.

Das ich die Camera nicht dabei hatte ist in doppelter Hinsicht schade. Denn erstens war es ein ziemlich komische Bild: Golf schleppt Landcruiser(reste) und zweitens ging gerade der Fuchs spazieren, der mich damals am ersten Tag des Experiments besucht hatte. Ein Omen?

Nun denn. Der Wagen steht auf seinem "Lagerplatz" und wird erstmal mit Steinen unter den Reifen fixiert.




Das war nur aber leider keine so gute Idee. Denn als ich zwei Stunden später (als meine Kumpels schon weg waren) wieder am Parkplatz vorbeikomme, sehe ich den Wagen nicht mehr auf seinem Parkplatz, sondern 4 Meter davon entfernt.

Irgendwelche Scherzbolde haben einfach die Steine weggezogen und so konnte das Fahrgestell schön den abschüssigen Parkplatz runterrollen. Der fehlenden Spurstangen sei Dank kam er dann so ca. 20cm vor einem anderen parkenden Auto zum stehen. Schwein gehabt. Mann, hätte das Ärger gegeben – und Ärger gemacht. So eine Sch…

Also bleibt mir nichts anderes Übrig, als schnell noch mal zum Baumarkt zu fahren und dort für teures Geld Ketten und Schlösser zu kaufen.

Nachdem ich das Fahrgestell Zentimeter für Zentimenter wieder auf die Parkpostition zurückgeschoben habe wird das Ungetüm angekettet (fühle mich grad irgendwie an King Kong erinnert).

Rechtes Hinterrad:




Und linkes Hinterrad:




So in Ketten gelegt dürfte er nicht so ohne weiteres bewegbar sein.




Auch wenn's auf ein bisschen mehr Rost wohl nicht ankommt wird die letztens im Keller gefundene (lochlose) Plane als erste Wetterschutzschicht übergezogen.

Fertig ist das MadMax-Mobil.




Damit der nächste Orkan ruhig kommen kann, pack ich vorsichtshalber aber noch eine vernünftige (wenn auch löchrige) feste Plane drüber, die ordentlich mit Spanngurten fixiert wird.

Jetzt sieht's so aus, als wäre hier ein Ufo gelandet. ;-)

Auf jeden Fall ist die Karre hier erstmal auf ungewisse Zeit geparkt.




Und ein weiterer Schritt in Richtung "Besenrein" ist getan.




Jetzt kommt der Schritt, der mir am schwersten fällt:

Die Demontage der Stromanlage.

Die war nämlich a) Arschteuer, b) aufwändig montiert und c) war ich ganz schön stolz darauf.




Dort wo es gar nicht anders geht, schneide ich die Kabelstränge auseinander.




Ansonsten lasse ich die Stränge und Verbindungen an einem Stück.




So langsam bildet sich ein großer Haufen Kabel, Neonleuchten und Steckdosen.




Jetzt noch die Schalttafel runter…




…und dann war's das.




Das ganze Wirrwarr wird zum Abtransport und Einlagern in den Kompressor-Karton gepackt,




der, nachdem der fiese Regen endlich aufgehört hat, auf dem Rollbrett ins Lager rübergeschoben wird. So war diese Fehlkonstruktion von Rollbrett wenigstens zu etwas gut.




Alles was jetzt noch an Holzresten, Pappen und weiterem brennbaren Kram rumliegt, wandert in die Flammentonne.




Die letzte Fuhre transportiert die Pinwand, das Whiteboard und den Besen rüber ins Lager.




Und das ist jetzt wirklich bis oben hin voll:




Da passt jetzt wirklich beim besten Willen nichts mehr rein.




Dafür ist's hier jetzt richtig leer und das Scheinwerferlicht taucht den einst so lebhaften Ort in eine gespenstische Atmosphäre.

Es ist zu kalt und zu eklig feucht, um sich richtig zu verabschieden oder sich in irgendwelchen Emotionalitäten zu ergehen.

Aber wo ich jetzt die Photos betrachte ist's doch komisch…




Wenn ich mir hier allerdings den Boden angucke und an den fetten kalten Wassertropfen denke, der mir heute innen vom Garagendach in den Kragen getropft ist, kann ich eigentlich froh sein, dass das Schicksal mir diese Tropfsteinhöhle entrissen hat.




Aber mit all seinen Nachteilen hab ich doch einige hundert Stunden in diesem Schuppen verbracht, viel Spaß gehabt, viel gelernt und die selbst die Bastelei daran irgendwie genossen.

Naja. Vorbei ist vorbei.




Wenn's mit der Neuen (Garage) klappt, ist der Trennungsschmerz schnell vergessen. Kennt man ja… ;-)




Ironischerweise stehe ich jetzt erstmal wieder fast ganz am Anfang. Wie der Fischer und seine Frau: Und Zack! Da war er wieder in der alten Baracke ohne Strom und ohne Alles.




Nur schon um einige Erfahrungen reicher und um Einiges bepackter.

Freu mich schon drauf, wenn's wieder weiter geht!!!

Grüße an Alle!

Tsuppari
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