ACHTUNG ACHTUNG - Das Experiment ist umgezogen! Du wirst gleich automatisch auf die neue Startseite umgeleitet:



www.landcruiser-experiment.net



















Hier beschreibe ich, wie ich ohne die geringste Ahnung von der Restauration eines Autos und trotz Ermangelung jeglicher handwerklicher Fertigkeiten versuche, meinen Toyota Landcruiser BJ42 komplett in seine Einzelteile zu zerlegen, und dann vollständig restauriert neu aufzubauen. Angefangen hat alles in einer Garage von 35 Quadratmetern ohne Strom und ohne alles. Du bist herzlich eingeladen, dabei und gespannt zu sein ob das Experiment gelingt. Eine neue Folge gibt's jeden zweiten Montag.

-->

18. September 2006

Tag 72: Sandstrahlen

<< rückwärts   Schnellnavigation   vorwärts >>


Hey Freunde! Das könnt Ihr nicht mit mir machen! Das ist nicht fair!!!

Gerade wähne ich mich im Zustand der Vollständigkeit und dann haut Ihr mir eine Einkaufsliste um die Ohren, die sich gewaschen hat:

Ölabscheider, Atemschutzmaske, Ausblasspistole, Spritzpistole für Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelung, Luftdruckschrauber, Meisselset, Blechbeisser, Teilewascher, "Reifendruckpistölchen", Druckluftratsche, Druckluftstabschleifer, Druckluftbremsenentlüfter,
Druckluftrohrreiniger, Sack Glasperlen zum Strahlen (Aluminiumteile) und und und…

Und das schlimme daran ist, dass ich kaum drüber nachdenken muss, um festzustellen, dass Ihr weitestgehend Recht habt.

Nix also mit "damit wäre das Experiment komplett".

Eine Ausblaspistole habe ich gleich bei KAESER nachbestellt. Ölabscheider, Atemschutzmaske und Luftdruckschrauber stehen ab sofort auf der Liste und bezüglich Teilewascher (was für ein Zufall, da haben mich meine Motorrad-Nachbarn die Tage drauf aufmerksam gemacht) habe ich schon Kontakte zu einem Werkstatteinrichtungs-Aufkäufer hier auf dem Gelände hergestellt, der wohl so ein Ding rumstehen hat.

Eine Spritzpistole für Hohlraumversiegelung und Unterbodenschutz werde ich mir höchstwahrscheinlich leihen, wenn es soweit ist und Meisselset, Blechbeisser, Druckluftratsche, Bremsentlüfter, Reifendruckpistölchen und Druckluftrohrreiniger habe ich auf meiner Liste erstmal in die Spalte "Luxus" geschrieben.

Nichts desto trotz war die Kommentar-Session vorige Woche mehr als interessant für mich und ich möchte mich insbesondere beim neuen "Kollegen" Matthias aus der Schweiz für die unheimlich detaillierten Ausführungen bedanken.

Folgendes werde ich gleich beim nächsten Mal berücksichtigen:

1. Sichtfenster der Sandstrahlkabine von innen nochmal mit durchsichtiger Baufolie abkleben. Wenn die dann durch ist, ersetze ich sie durch ein neues Stück und gewährleiste damit, dass die Plexiglasscheiben Ihre Durchsichtigkeit möglichst lange bewahren.

2. Öl in den Druckluftschläuchen: Vom Kompressor läuft bei mir ein 10m langer Schlauch zur Sandstrahlkabine. Dort werde ich eine Verzweigung einbauen, von der ein Anschluss zur Kabine läuft und der Andere zur Lackierpistole. Hier wird der zweite Filterdruckminderer (siehe Foto von letzter Woche) zwischengeschaltet. Laut KAESER nimmt der auch schon so viel Öl aus der Luft, dass ich die Rahmenteile erstmal ohne Ölabscheider lackieren kann.


Lackieren

Eigentlich wollte ich heute sowohl die Sandstrahl-, als auch die Lackierpistole ausprobieren.

In meiner Lagergarage hatte ich von vor 4 Jahren, als ich auch die Dachteile schon mal beim Sandstrahler hatte, gekauften Füller, Lack und Härter rumstehen. Die Dosen habe ich heute in freudiger Erwartung meiner ersten Lackierversuche rübergeholt.

Doch leider: Pustekuchen. Beide Dosen Härter sind, wie der Name schon sagt, hart und die Dose Füller war nicht ganz zu, sodass ich das Zeug wohl entsorgen kann. Mist. War sauteuer, das Zeug. Aber für die konkreten Arbeiten am Experiment hätte ich den Lack ohnehin nicht verwendet. Damals wollte ich den Wagen noch schwarz machen. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie er mal aussehen soll, wird er definitiv nicht glänzend schwarz werden.

Aber zum Garage lackieren oder so hätte das Zeug sicherlich getaugt…




Á propos Garage.

Die Bodenoffensive von letzter Woche hat angeschlagen.

In der einen Garage kann man die Flicken fast gar nicht sehen.




Und auch auf der anderen Seite erfüllt der Flickenteppich definitiv seinen Zweck.




Dort hat auch der Kompressor seine finale Parkposition gefunden.




Vom Kompressor läuft der Haupt-Luftdruckschlauch entlang der linken Seitenwand bis zur Garagenrückwand und dort hinter dem Regal




bis zur Sandstrahlkabine.

Hier werde ich ihn fest fixieren und in eine "Weiche" münden lassen, an die ich dann sowohl Sandstrahl- oder Ausblaspistole und einen separaten Schlauch für die Lackierpistole anschließen kann.




Der Hauptschlauch wird am Kompressor so viel Spiel haben, dass ich den Kompressor auch mal vor die Garagen rollen kann, falls es drinnen zu laut wird, oder fall ich verhindern will dass er zu viel Staub ansaugt.




Staub ist nämlich durchaus ein Feind von Kompressoren.

Zwar ist in dem schwarzen runden Teil hier im Bild (durch das kleine Loch wird die Luft angesogen) nochmal ein Filter eingesetzt aber nach einer ausgiebigen Schleif-Session ist so viel Staub in der Garage unterwegs, dass ich es nicht drauf ankommen lassen werde.





Der Große Ventilator vorne kühlt den Motor- und den Kompressorblock hintendran.




Hier wird Mr. Bombastic an und ausgeschaltet und der tatsächliche Kesseldruck angezeigt.




Vorne dran hängt ein Filterdruckminderer – so, kurze Pause, um mal eben eine Wärmflasche für den Kleinen voll zu machen - , über den man den Druck, der in die Leitung gegeben wird, einstellen kann. Einfach oben an dem schwarzen Regler drehen.




Untendran ist sowas wie ne Glasampulle, in der sich auch schon mal Kondenswasser und Ölrückstände sammeln. Wenn man den kleinen Regler untendran öffnet, kann man etwas Druck (und auch Kondenswasser und Öl?) ablassen.




Unten am Kompressor ist nochmal eine Schraube, über die man das Kondenswasser, das sich im Kessel ablagert, ablassen kann und auch soll. Habe mir vorgenommen, das jede Woche zu tun und mir diesen Rhythmus anzugewöhnen. Jeder Liter Wasser im Kessel mindert mein Kesselvolumen und damit auch die Power, die ich insbesondere für's Sandstrahlen benötigen werde.




All diese Dinge (und noch Einiges mehr) hat mir der Außendienstmitarbeiter von KAESER erklärt, der mich diese Woche besucht hat.

Dass sich jemand, der sonst riesengroße Projekte bei irgendwelchen Industriefirmen betreut, knapp zwei Stunden Zeit nimmt und jemandem wie mir superfreundlich und mit einer Engelsgeduld die Basics zum Thema Druckluft erklärt, zeigt mir, dass ich definitiv die richtige Entscheidung im Bezug auf den Kompressorkauf getroffen habe.

Angereichert mit weiteren Informationen wie, dass das Familienunternehmen KAESER der einzige Kompressorenhersteller ist, der noch komplett in Deutschland produziert (und ausbildet!), und das man dort was Forschung und Entwicklung angeht noch lange nicht den Sparhahn (am falschen Ende) zugedreht hat, freue ich mich, einen weiteren Hersteller gefunden zu haben, der zur Mentalität und Philosophie des Experimentes passt. Weg von Wegwerf und Billig hin zu Qualität und Nachhaltigkeit. Willkommen, KAESER, im Experiment.

Jetzt aber zurück zur Praxis.


Sandstrahlen

So, und nun steht den ersten Sandstrahlversuchen erstmal nichts mehr im Wege.

Oder doch?

Die Kabine ist fertig (vom KAESER-Mann habe ich sogar einen weiteren Aufkleber bekommen).

Die Handschuhe sitzen, der Überdruckfilter ist "eingebaut", der Staubsauger sitzt und die Schläuche für Strahlgut und Druckluft sind durch die vorgesehenen Löcher geführt.

Beim Loch für den Strahlgutschlauch musste ich ein bisschen Flicken. Beim Bau der Kabine war ich hier von einem dickeren Schlauch ausgegangen. Werde das demnächst mit einem neuen Stück Gummi korrigieren.




So. Jetzt erstmal was trinken.

Heute ist es zur Abwechslung mal wieder richtig heiß.

In der Kühlbox liegt noch ne Flasche Wasser.

Naja. Ich sollte besser sagen: Ne Flasche Eis. Was ich nicht wusste ist, dass man die Kühltruhe, die Peter mir geliehen hat, einstellen kann. Und meine war scheinbar auf Permafrost eingestellt. Null Grad Calvin.

Also erstmal raus in die Sonne damit, zum Schmelzen.





Es wäre zu schön gewesen, wenn wir tatsächlich jetzt gleich mit dem Sandstrahlen beginnen könnten. Denn tatsächlich sind wir noch ein klitzekleines Stückchen von der Perfektion entfernt.

Im Gitter für die Sandstrahlkabine fehlt noch genau eine Strebe.

Was gar nicht so schlimm ist, denn Schweißen macht a) Spaß und b) ….




hatte ich heute unerwartete Post in Form eines Paketes aus Österreich.

Wenn das mal keine krasse Überaschung ist:




Das Paket enthält, wovon ich nur in meinen kühnsten Träumen zu träumen gewagt hätte. Einen FRONIUS VIZOR 1000 automatisch abblendbaren Schweißerhelm in Science Fiction Optik und ein paar weißer Schweißerhandschuhe.

'Man wäre nicht der Meinung, dass meine Garageneinrichtung schon komplett wäre, und dass ich mit Hilfe dieses High-Tech Gadgets noch bessere Schweiß-Ergebnisse bei noch mehr Spaß bei der Arbeit erzielen würde, und würde mir für den Verlauf des Experimentes ein Exemplar aus der VIZOR Serie zur Verfügung stellen.'

HAMMER!!!! Nicht nur, dass FRONIUS Pate bei der kommenden Landcruiser-Experiment T-Shirt-Edition stehen wird (mehr verrate ich jetzt nicht), und das Experiment damit bereits unterstützt. Jetzt auch noch sowas. Vielen offiziellen Dank dafür nach Österreich!

Es passt also perfekt, dass es noch was zu Schweißen gibt. Wenn auch nur 16 Punkte…




Allein schon beim Einrichten der Werkstücke erweist sich die Arbeit mit dem Helm als unglaublich einfach. Haste mal vergessen die Blende hochzuklappen kannste trotzdem ganz normal weiterarbeiten. Denn Du siehst alles.

Bei normalem Licht kann man durch die Blende ganz normal durchsehen.




Sobald der Abzug an der Schweißpistole betätigt wird und ein Lichtbogen entsteht wird, finstre Nacht, durchbrochen lediglich von der üblichen Lichtbogen-Sternschnuppe.

Ein Genuss!




Ratzefatze sind die letzten Stücke in das Gitter eingeschweißt. Wie das wohl erst funktionieren wird, wenn ich Nähte ziehen muss??? Ein Traum!!!




Das Gitter. Und damit das letzte 0,0001% zur Fertigstellung der Sandstrahlkabine ist fertig und wird eingesetzt.

Jetzt kann es losgehen. Ich werde zum ersten Mal in meinem Leben Sandstrahlen.




Als Übungsobjekt habe ich aus meiner Restekiste vom Karosseriegestellbau ein Stück lackiertes und verrostetes Vierkantrohr mit so einem Komischen angeschweißten gelochten Winkel ausgeguckt.




Dieses wird in die Kabine verfrachtet, Staubsauger an, und dann geht es auch schon los.




Fühfffüühfffffüühhhüfffühüüfühüfhhfhffühfüffhfhhfüfhüfhfüfhfüfühfht…..

Ungefähr so hört sich der Sound an, bei dem ca. 7 Bar Druck durch die Leitung gefeuert werden und die kleinen Korundstückchen gegen das Werkstück gefeuert werden (und dabei hin und wieder kleine Fünkchen hinterlassen.

Wie auch immer.

Innerhalb von zwei (lasst es vier sein) Minuten ist das Werkstück Blank.




Wie geil!!!




Das macht vielleicht Laune.

Du hast ein absolut fertiges, verrostetes und verschmandetes Stück Stahl und im Nu hast Du daraus eine blitzeblanke neue Strebe gezaubert. HAMMER!!!! Warum hab ich nicht viel früher mit Sowas angefangen????




Und die Kabine. Die hat das Staub und Blaseinferno einwandfrei überstanden. Nicht ein einziges Staubkorn ist (merklich) an irgendeiner Stelle ausgetreten. Es gab weder Über- noch Unterdruck. Perfekt. Die Arbeit hat sich scheinbar gelohnt.




Natürlich hat sich der ganze Korund auf dem Kabinenboden verteilt und das Sichtfenster ist schon ein bisschen stumpfer als vorher.

Insbesondere was den Korund angeht kann relativ schnell Abhilfe geschaffen werden.




Zack Zack. Schweiß-Übungsblech rausgehohlt. Säulenbohrmaschine angeschmissen. Loch gebohrt. Stichsäge raus, Rundholz von der Schrotthalde des Nachbarn geholt, abgesägt, Blech auf Rundholz geschraubt.

Fertig ist der Sandstrahlkabinen-Korund-Rechen.




Doch der erweist sich erstmal als nicht ganz praktikabel. Die Blende ist zu kantig und der Stiel zu kurz.




Also die Flex raus, die Kanten abgeschnitten, nen längeren Stiel dran und fertig ist der Sandstrahlkabinen-Korund-Rechen Version 2.0.




Und ich bin fertig mit meinen Arbeiten. In der Garage. Für's Erste.

Denn zu Hause wartet die nächste Baustelle.

Abendessen.

Für heute habe ich leckere Hühnersuppe versprochen.

Exkurs

Ein (ganzes) Suppenhuhn (am besten ein richtig ordendtliches Freilandhuhn mit Mais gefüttert – erkennt man an der gelblichen Haut), 2 Stangen Lauch, eine Petersilienwurzel, ein halbes Bund Petersilie, 3-5 Karotten und eine halbe Knolle Sellerie. Das ganze Gemüse klein geschnitten und mit dem ganzen Huhn in einen mit Wasser gefüllten Topf. Alles zusammen kurz aufkochen lassen und dann 3-4 Stunden bei kleiner Hitze simmern lassen.

Dann das Huhn raus (Achtung! Es zerfällt beim rausnehmen!), abkühlen lassen, Fleisch von den Knochen und die Haut ablösen, zurück in den Topf. Ein paar Teelöffel Salz (Achtung, nicht zu viel!) und nen bisschen gemahlenen schwarzen Pfeffer drüber. Fertig. Ganz einfach.

MMMMMMhhhhh Lecker!!! Je besser das Huhn, desto besser die Qualität der ganzen Suppe. Wie immer.

Reicht für ne ganze Woche für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Zur Abwechslung kann man nen bisschen Reis oder Nudeln mit rein packen. Aber immer nur in die Tagesration und nicht in den Wochentopf. Sonst werden die Nudeln oder der Mais matschig.




Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen.

Sondern: Beim Essen, bzw. Verteilen von Suppe und anderen eher flüssigen Gerichten oder Beilagen haben wir seit einigen Wochen ein Problem.

Die Kelle der Schöpfkelle ist vom Griff abgebrochen.

Früher wäre ich einfach losgezogen und hätte ne neue gekauft.




Inzwischen habe ich den Varioman in mir entdeckt und statte der Werkstatt nochmal einen kurzen Besuch ab.




Kelle und Griff mit Gripzange fixiert. Schweißmaschine an. Helm auf und…




BZZZZZT. BZZZZZZT.

Schon ist das Problem gelöst. Die Kelle ist wieder heile, Frau (und Kind) können versorgt werden – und alle sind glücklich.




Und nicht nur, dass das Schweißen mit dem neuen Helm noch leichter von der Hand geht… ;-)




Jetzt freu ich mich noch mehr auf die ECHTEN Schweißarbeiten.

Beste Grüße für die Woche sendet Varioman - ähem, Tsuppari.

<< rückwärts   Schnellnavigation   vorwärts >>


_________________________________________________________

| 19 Kommentare / Ratschläge |

Zum Seitenanfang / Das Experiment jetzt weiterempfehlen!

___________________________